Über mich, oder "Wie wird man zum Karaoke-Junkie"

Gesungen habe ich schon immer, oft mehr gerne als gut. Ob mit irgendwelchen Jugendgruppen, mit den Eltern und Bekannten beim Lagerfeuer auf dem Campingplatz. Eine wahre Freude - immer für mich, nicht immer für meine Umgebung - war es, wenn auf den LP-Covers die Texte der Songs abgedruckt waren.

So kam ich zum KARAOKE

Irgendwann, es muss so etwa 1992 gewesen sein, meinten mal ein paar Bekannte zu mir: "Geh mal in Frankfurt am Merianplatz ins Hinterhaus. Da ist Samstags Karaoke. Du lachst Dich schief, da blamiert sich jeder so gut es geht." Das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und so begann meine "Karaoke-Karriere".

Denn statt mich totzulachen, lebte ich bei diesen Karaokeveranstaltungen regelrecht auf.
Im Raum hingen mehrere Monitore, an denen man die Texte der gesungenen Lieder mitlesen konnte. Nur .... auf die Bühne wäre ich nie gegangen! Und dann kam der Tag X. Irgendwie spürte ich schon, dass ein paar Bekannte arges im Schilde führten. Mir schwante, dass sie einen Zettel für mich abgeben wollten. Meine letzten Worte waren: "Aber keine deutschen Schlager, die kenne ich nicht."

Dann kam der Moderator auf die Bühne und sagte: "Der nächste Sänger hier auf der Bühne ist der Rainer." Ich sah mich verwundert um, wer denn wohl noch so heisst und bemerkte, dass alle auf mich sahen. Ok, gekniffen wird nicht! Also los.

Ich ging auf die Bühne und es kam zu folgenden Dialog:

Ich: "Was soll ich denn singen?"

Moderator: "Du hast doch einen Zettel abgegeben?!"

Ich: "Nöö, ich hab nix abgegeben."

Moderator: "Das kann ja lustig werden! Ich schlage vor, Du probierst es einfach mal."
Ich: "Klar! Ich kneif nicht. Nur ... deutsche Schlager kenn ich nicht!"
Moderator (ans Publikum): "Rainer, neu und zum ersten Mal auf der Bühne, singt für uns einen Song von Andrea Jürgens und der heisst 'Doch dabei liebe ich euch beide."

Ich (leicht nervös): "Kenn ich zwar nicht, aber ich probiers." 

Ich kannte den Song nicht, probierte ihn und versagte. Allerdings kamen mir die Mädels, die den Zettel abgegeben hatten, laut lachend zu Hilfe.

Nach dem Lied schwor ich Rache und drohte, dass sie mich nun jede Woche ertragen müssten. Das ist jetzt über 12 Jahre her und mein Fluch wirkt heute mehr denn je.

Als Sänger auf allen Bühnen im Rhein-Main-Gebiet und darüber hinaus zu Hause, habe ich mich Ende 2003 ans andere Ende des Mikrofonkabels begeben und moderiere nun selbst Woche für Woche Karaoke-Veranstaltungen.
Das hält mich natürlich nicht davon ab, zusätzlich meinen Racheschwur aufrecht zu erhalten.

Rainer, der olle Karaoke-Junkie